Igel - Wildtier in Not
Immer weniger Insekten, aufgeräumte Gärten, der Straßenverkehr, der Klimawandel und viele weitere Gefahren: In Bayern steht der Igel seit 2018 auf der Vorwarnstufe zur „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Tiere.
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Igel sind Insektenesser. Sie essen kein Obst. Ihr natürliches Nahrungsspektrum setzt sich zusammen aus Laufkäfern, Asseln, Tausendfüßlern, Ohrwürmern, Spinnen und anderen Insekten. Schnecken und Regenwürmer essen sie nur aus der Not heraus. Diese verursachen einen starken Parasitenbefall und machen Igel krank. Sie magern ab oder können nicht schnell genug zunehmen, um für den Winterschlaf gut vorbereitet zu sein.
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Igel benötigen in vielfältiger Weise dringend unsere Unterstützung.
Es ist nicht schwer Igel in ihrem Kampf ums Überleben zu helfen:
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Igelfreundlichen Garten ohne Insektizide und Schneckenkorn naturnah gestalten
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Wassertränken aufstellen (Milch ist für Igel tödlich)
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Igelunterschlüpfe gestalten
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Igelfutterhäuser mit Katzenfutter aufstellen
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Hilfsbedürftige Igel aufnehmen und fachkundige Hilfe zukommen lassen
Hast du einen hilfsbedürftigen Igel gefunden? - Oder möchtest du dich im Igelschutz engargieren, dann wende dich im Landkreis Augsburg und Umgebung an die Igelhilfe Stachelbären. Oder trete der Facebook-Gruppe Igelfreunde und die, die es werden wollen, bei, diese Gruppe kann professionelle Hilfe in ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich vermitteln.
Igelfreundlicher Garten
Ein igelfreundlicher Garten zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass Igel dort gut und sicher leben können. Dazu muss man zwar einige Dinge beachten, doch ist es nicht schwer diese zu realisieren.
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Tipps zur Gartengestaltung
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Unterschlupfmöglichkeiten für Igel
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Wassertränken - keine Milch!!!! (ist für Jung-/Igel tödlich)
> Blumentopfuntersetzer (30 cm x 30 cm) mit frischem Wasser
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Futterhäuschen
> Katzentrockenfutter
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Vorsicht bei Mäharbeiten
> Verzicht auf Tellersensen und Mähroboter
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Bei der Frühjahrsarbeit Rücksicht nehmen
> Igel schlafen je nach Witterung bis Mitte April
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Barrierefreier Zugang in den Garten
> Schlupflöcher 13 cm x 13 cm in Zäunen und Mauern (Vorsicht: keine hervorstehende Drahtenden oder spitzen Kanten an denen sich die Igelverletzen können)
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Verzicht auf Chemie jeglicher Art
> auch angeblich für Igel unschädliches Schneckenkorn ist für Igel tödlich.
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Regentonnen und Kellerschächte sichern
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Bei Kellertreppen Ausstiegshilfe anbieten
>Ziegelstein auf jeder Stufe
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Einheimische Hecke pflanzen
> Rückzugsort für Igel und Ort für Insekten
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Staudenbeet anlegen
> Grundlage für Insekten
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Wilde Ecken schaffen
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Ausstiegshilfe aus dem Gartenteich
(Teich kann für Igel sonst tödlich sein)
> Rampe bauen, die aus dem Wasser ans Ufer führt. Rampe unbedingt mit kleinen Querhölzern versehen, dass der Igel auf dem klitschigen, moosigen Holz nicht ausrutscht
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Verzicht auf Netze über Erdbeeren und Beerensträucher
> Können zur tödlichen Falle werden
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Ohrwurmhäuser aufhängen
> Nahrung für Igel
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Gefahren für den Igel
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In unseren Gärten lauern für Igel oft sehr viele Gefahren, welche uns gar nicht bewusst sind. Unter diesem Link können diese eingesehen werden.
http://www.igelschutz-ev.de/wp-content/uploads/2014/03/gefahren.pdf
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Gartengestaltung
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Weitere oder ergänzende Tipps zur Gartengestaltung finden sie hier:
Igelunterschlüpfe
Igel benötigen Unterschlüpfe ganz besonders für zwei Gelegenheiten:
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als Nest für ihre Jungenaufzucht
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als Winterquartier
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In unsere Gärten, die natürlicherweise kaum oder keine Unterschlupfmöglichkeiten für Igel bieten, können wir für den Igel überlebenswichtige Behausungen und Unterschlupfmöglichkeiten ganz leicht und meist ohne viel Aufwand integrieren.
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Beispiele:
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Ein großes Brett (1m x 1m) auf der windgeschützten Seite an die Haus- oder Schuppenwand lehnen und mit Stroh befüllen.
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Unter Holzstößen Hohlräume in ausreichender Größe von 30 cm x 30 cm x 30 cm lassen
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Hohlräume unter Komposthäufen lassen
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Hohlräume unter Gartenhäusern lassen
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Umgestülpte große Weinkiste (Breite: 30 cm / Länge: 40 cm / Höhe: 30 cm) versehen mit Eingangsloch (10 cm x 10 cm)
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Steinhaus aus Verbundsteinen mit überstehender Holzplatte als Dach, die mit einem Stein beschwert wird
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Igelschlafhaus aus Holz bauen
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Auf folgenden Seiten findet man dazu Bilder bzw. weitere Anregungen:
http://www.igelschutz-ev.de/wp-content/uploads/2014/03/unterschluepfe.pdf
Nahrung für den Igel
Igel sind Insektenesser. Sie essen kein Obst. Ihr natürliches Nahrungsspektrum setzt sich zusammen aus Laufkäfern, Asseln, Tausendfüßlern, Ohrwürmern, Spinnen und anderen Insekten. Schnecken und Regenwürmer essen sie nur aus der Not heraus. Diese verursachen einen starken Parasitenbefall und machen Igel krank.
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Wenn wir Igel in Haus und Garten zufüttern, können wir ihnen folgendes einfach zu besorgendes Futter anbieten:
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Katzen-Trockenfutter und Katzen-Nassfutter
> Ideal zum Anfüttern von Jungigeln eignet sich Katzenfutter für Kitten.
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Zum Trinken bekommt der Igel Wasser.
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Wichtig:
Milch darf auch in verdünnter Form unter keinen Umständen gegeben werden. Igel werde davon sehr krank und für Jungigel ist Milch sogar absolut tödlich.
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Vorsicht:
Igelsäuglinge benötigen spezielle Nahrung zur Aufzucht von Igelsäuglingen und haben besondere Anforderung an die Pflege.
Igelfutterhaus mit 2 Eingängen
Material:
Holzbretter ca. 2 cm dick
Lasur geeignet zum Lasieren für Kinderspielzeug
Säge, Hammer, Nägel, Schrauben, Schraubendreher, Handbohrer, Meterstab, Bleistift
Bauanleitung:
• für die langen Seitenwände 2 Bretter 80 x 25 cm
• für die kurzen Seitenwände 2 Bretter 40 x 25 cm
• für das Labyrinth 2 Bretter 30 x 25 cm
• für das Dach 2 Bretter 90 x 22 cm
2 Leisten 35 cm lang und 2 cm dick
1 Stück Dachpappe 95 x 48 cm
8 Winkeleisen (verzinkt / aus Messing)
2 Scharniere (verzinkt / aus Messing)
An den Schmalseiten eines der beiden 80 cm langen Bretter je ein 10 x 10 cm großes Quadrat heraussägen.
Die 80 cm und die 40 cm langen Bretter mit je zwei Winkeleisen an jeder Ecke zu einer Kiste verbinden - ohne Dach und Boden.
Die Bretter an den Ecken noch zusätzlich aneinander nageln oder-schrauben.
Die 30 cm langen Bretter in die Kiste einsetzen und von außen an der rechten bzw. linken Seite der beiden Eingangsöffnungen in die Vorderwand des Futterhauses schrauben.
Schraublöcher nach Möglichkeit vorbohren, um genau mittig in die Schmalseite der Bretter zu treffen.
Das Dach aus den beiden 90 cm langen Brettern zusammensetzen und die zwei Teile mit den Leisten verbinden.
Zum Schluss mit der Dachpappe ummanteln – mit möglichst breitköpfigen Nägeln („Teerpappe-Nägel“) an die Schmalseite des Dachs nageln.
Danach die beiden Scharniere an die Rückwand der Kiste bzw. an eine Längsseite des Dachs schrauben - kleinen Überstand als Regenschutz lassen
Futterkiste außen mit umweltverträglicher und kinderspielzeuggeeigneter Lasur lackieren.
Futterhaus sollte keinen Boden haben.
Am besten auf möglichst glatten Gartenplatten (z.B. auf umgedrehten Waschbetonplatten) stellen, die man gut mit dem Gartenschlauch reinigen kann.
Igel gefunden – was nun?
Nicht jeder gesichtete Igel braucht Hilfe. Ob ein Igel Hilfe benötigt hängt von seinem Zustand, aber auch von der Jahreszeit ab.
Dies ist für den Laien oft nicht sicher erkennbar. Grundsätzlich aber gilt: Wenn Sie meinen, dass der Igel Hilfe benötigen könnte, schauen Sie nicht weg, sondern erkundigen Sie sich an kundiger Stelle.
Es muss immer der Allgemeinzustand des Igels beachtet werden. Sollte es Bodenfrost geben oder die Temperaturen mehrere Tage unter 8°C liegen, benötigen Igel mindestens 700 g um gut durch den Winter zu kommen.
Igel mit Hungerfalte (Einbuchtung am Nacken, der nicht sichtbar sein sollte) brauchen Hilfe. Eingefallene, schlitzförmige Augen deuten auf einen absoluten Notfall hin.
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Eine Kurzübersicht finden Sie hier.
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Setzen Sie sich bitte mit einer Igelstation (z.B. die Igelhilfe Stachelbären im Landkreis Augsburg) und/oder einem Igelkundigem Tierarzt oder einer Igelhilfegruppe auf Facebook in Verbindung. Die Facebook-Gruppe Igelfreunde und die, die es werden wollen, ist in Ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv und vermittelt fachkundige Hilfe.
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Hilfsbedürftige Igel benötigen unbedingt fachkundige Hilfe und medizinische Versorgung, die im Übrigen bei Tierärzten meist kostenfrei geleistet wird.
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Ohne Versorgung sind verwaiste Igelsäuglinge sowie kranke und verletzte Igel zu einem qualvollen Tod verurteilt.
Auch unter dem hier angefügten Link von Pro Igel werden Sie viele hilfreiche Hinweise finden.
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Igel in der Tierarztpraxis
Der Igel ist ein Tier mit ganz besonderen Ansprüchen, die ihn massiv von anderen Säugetieren und Haustieren unterscheiden.
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Entflohungsmittel und Medikamente, die für Haustiere geeignet sind, können für den Igel absolut tödlich sein oder massive Nervenschäden bei diesem hervorrufen.
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Auch bei der Art und Weise wie die Medikamente verabreicht werden, z. B. beim Setzen der Spritzen, gilt es beim Igel einiges zu beachten.
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Für alle Tierärzte unter Ihnen, die ihre Liebe für unsere kleinen stacheligen Gesellen entdeckt haben, und diesem kleinen Sonderling auf ihn und seine Anforderungen zugeschnittene Hilfe zukommen lassen wollen, bitten wir von Herzen die von Pro Igel e. V. zusammengestellten Informationen durchzulesen, die Sie unter beigefügten Link aufrufen können.
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http://www.igelschutz-ev.de/wp-content/uploads/2014/03/tierarzt.pdf
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Unsere Stachelpelzchen werden es Ihnen danken.
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Kurzinfos zur Entfernen von Ectoparasiten wie Flöhe und Zecken:
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KEINE SPOT-ONS !!! (Stronghold, Frontline, Advocate …)
​Spot-Ons sind Entflohungs- und Entzeckungsmittel sowie Entwurmungsmittel für Hunde und Katzen.
Sie können bei Igeln schlimme bis hin zu tödlichen Krampfanfälle und Nervenschäden verursachen.
Entfernen von Ectoparasiten:
Zecken werden mit Zeckenzange gezogen.
KEIN FLOHPUDER !!!
Flöhe werden mit Jacutin Pedicul Spray (Läusemittel für Menschen) aus der Apotheke behandelt.
Wichtig: Kopf des Igels abdecken und gegen Wachstumsrichtung der Stacheln 2 – 3 x sprühen, nicht aber ins Fell.
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